Die Stadtbrücke und der Nepomukplatz
Zwischen Kuppenheim und Forbach ermöglichte die bereits 1505 erwähnte Stadtbrücke über viele Generationen hin den einzigen Übergang über die Murg. Sie verband die Ansiedlungen Igelbach und Bleich mit dem historischen Zentrum von Gernsbach. 1823/1825 aus Sandstein neu erbaut, erhielt sie 1999 eine Verbreiterung in moderner Stahl-Holzkonstruktion.
Große Bedeutung kam den Mühlen zu, vor allem der unmittelbar an die Stadtbrücke sich anschließenden Brücken- oder Grafenmühle (1386) mit mehreren Mahlgängen. Wie die Bogenmühle in der Schlossstrasse hatte sie lange Zeit hindurch das alleinige Recht, das Korn der näheren Umgebung zu mahlen.
Die Hofstätte
Historische Fachwerkhäuser und Bauten aus der Gründerzeit (1870) umgeben die Hofstätte, den zentralen Platz zwischen den ersten Ansiedlungen von Markt- und Kirchdorf, sowie den mittelalterlichen Vorstädten „Gaß“ und „Waldbach“. Hier reihten sich bis zu sechs Gasthäuser, wovon der Hirsch und die Traube zu den ältesten noch bestehenden gehören. 1387 müssen sich die Grafen von Eberstein die Herrschaft über die Stadt mit den Markgrafen von Baden teilen, woran der 1511 errichtete Kondominatsbrunnen erinnert.
Den Zugang in das Marktdorf hinauf sicherte einst das mächtige Untere Tor mit einer Zugbrücke über den Waldbach und einem daneben erbauten Wächterhaus. Der sich anschließende Marktplatz entstand in seiner heutigen weiten Form erst nach einem Großbrand von 1787. Nur wenige Baudenkmale erinnern an das mittelalterliche Stadtbild: das Alte Rathaus, der mächtige 4-Röhren-Brunnen und die Gewölbekeller unter den Häusern mancher murgschifferschaftlicher Familien.
Das Alte Rathaus
Das Alte Rathaus ist eines der bedeutendsten Wohngebäude der späten Renaissance in Süddeutschland. Es entstand 1617/1618 im Auftrag des einflussreichen Murgschiffers und Holzhändlers Johann Jakob Kast durch den Heidelberger Hofbaumeister Johann Schoch. Der Bau überrascht in seinem Inneren durch seine großzügigen und geschmackvollen Ausgestaltungen. Nach dem Ende des 30jährigen Krieges diente das Gebäude bis 1936 als Rathaus.
Heute bietet es kulturellen Veranstaltungen und Hochzeitspaaren, die sich eine Trauung in einem stilvollen Ambiente wünschen, einen repräsentativen Rahmen.
Das Kornhaus
Das Gebäude des Kornhauses wurde nach dem letzten großen Stadtbrand von 1798 nach Plänen des Karlsruher Architekten Friedrich Weinbrenner (1766-1826) wieder aufgebaut. Verwendung fanden dabei Quadersteine des Turmes beim Färbertor, einem der vier mittelalterlichen Stadttore von Gernsbach.
Bereits 1471 wird es als Kaufhaus des Korn- und Fruchtmarktes erwähnt. Im Laufe seiner Geschichte war es nicht nur Amtsstube des Bürgermeisters, sondern beherbergte auch eine Vielzahl öffentlicher Einrichtungen.
Der Storchenturm
Der Storchenturm stand vor dem oberen Stadttor und gehörte wie der katholische Kirchturm zur Stadtbefestigung. Ein kleines badisches Wappen legt nahe, dass er 1449 errichtet worden sein könnte, doch ist seine bauliche Substanz älter. Zwei nach außen führende und auf der Höhe der Stadtmauer angelegte Türen des Wachturmes deuten auf einst vorhandene Wehrgänge hin. Über sie war der Storchenturm mit anderen Wehrtürmen der Stadt verbunden. Seinen Namen hat er seit Menschengedenken, da bis etwa 1914 Störche
auf ihm nisteten. Seltener wird er auch „Schimmel“ genannt, worauf ein alter Flurname hinweist. Heute sorgt der Arbeitskreis Stadtgeschichte Gernsbach für die regelmäßige Öffnung des Turmes und präsentiert eineDauerausstellung zum Thema Storch.
Die Liebfrauenkirche
An höchster Stelle der Altstadt erhebt sich die 1833 zur Pfeilerbasilika erweiterte Kirche Unserer lieben Frau. Ihre Entstehung ist bis heute nicht geklärt und wird mit der Kapelle einer hier vermuteten Burganlage in Verbindung gebracht. Ihre Ausstattung im Innern stammt teilweise aus der späten Gotik.
Die alte Wallfahrtskirche wurde mehrmals erweitert (Schlussstein von 1388 am Chor). Immer jedoch bildete der massive Turm einen Teil des Kirchengebäudes. Der Turm gehörte ehemals zur mittelalterlichen Stadtbefestigung. Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts bot von ihm aus ein Geschütz der westlichen Flanke der Stadtmauer zusätzlichen Schutz. Nach der Reformationszeit erhielten die katholischen Gläubigen das Gotteshaus endgültig als Pfarrkirche zugewiesen. Die Innensanierung 1970 bis 1971 drängte die vormals üppige Ausmalung und Ornamentik weitgehend zurück.
Der Wolkensteinische Hof
Im Pfälzer Erbfolgekrieg (1688 bis 1697) wurde der Wolkensteinische Hof durch französische Truppen zerstört. Nur ein Seitenportal, die Wohnung der Amtsknechte und Lagergebäude blieben erhalten.
Freiherr Christoph von Wolkenstein, ein Nachfahre des adligen Minnesängers aus Südtirol, Oswald von Wolkenstein (gest. 1445), hatte im Jahre 1600 die Gräfin Maria von Eberstein geheiratet. Kurz darauf ließ er den Residenzbau im Stil der späten Renaissance errichten. Die dazu gehörenden Keller erhielten ihren Zugang von der Turmgasse. Nach dem Stadtbrand von 1798 wurde an dieser Stelle ein Neubau errichtet, in welchem bis 1998 das Forstamt Kaltenbronn seine Verwaltung hatte. Heute ist er in privater Hand.
Die Turmgasse
Altes Kopfsteinpflaster führt die eng gewundene und steile Turmgasse an den Wolkensteiner Kellern und dem alten Gefängnis vorbei zur Storrentorstraße. Sie erhielt ihren Namen vom hier stehenden, gleich lautenden Stadttor. Durch dieses führte der Verkehr nach Lichtental und Baden-Baden. Ein auf ihm errichteter Turm (nicht mehr erhalten) diente der Gerichtsbarkeit als Kerker.
Das ehemalige Spital
Das ehemalige Spital in der Waldbachstraße hat eine wechselvolle Geschichte. 1654 geht das Haus mitsamt einer am Waldbach liegenden Lohmühle an eine Rotgerberfamilie über. 1831 richtet die Stadt während einer Cholera-Epidemie ein Spital ein. Wenige Jahre später wird es zusammen mit dem privaten Katz’schen Spitalfond zu einem Krankenhaus ausgebaut und bis 1912 als solches genutzt.
Die Stadtmauer und Zehntscheuer
Das alte Marktdorf umgab wohl schon wenige Jahrzehnte nach seiner urkundlich ersten Erwähnung von 1219 eine Stadtmauer mit Zwinger, vier Toren und mehreren Türmen. Heute ist in einem großen Abschnitt der imponierende Verlauf der Mauer zu erkennen. Erhalten blieb u.a. auch eine 1620 gebaute oberschlächtige Mühle ohne Mühlrad, die eine der letzten ihres Typs im badischen Raum ist.
Auf die Stadtmauer aufgesetzt erheben sich zwei mächtige Zehntspeicher. 1764 und 1784 neu erbaut, gehen sie aber auf das 16. Jahrhundert zurück. Ihre Verwendung gab ihnen den Namen: zur Abgabe und Lagerung des Großen Zehnten (Feldfrüchte) für die Herrschaft.
Die St. Jakobskirche
Mittelpunkt der Altstadt ist die bereits 1219 St. Jakobskirche. Der Saalbau mit der monumentalen Westfassade entstand jedoch zwischen 1467 und 1471, noch später (1771) erfuhren die Langhausdecke mit einem Spiegelgewölbe und der barocke Dachreiter eine Erneuerung. Die Ausstattung im Inneren stammt zum Teil aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Das Gotteshaus war die Kirche der Grafen von Eberstein, die in der Krypta unter dem Chor ihre Grablege hatten. Während der Reformationszeit wurde die Kirche abwechselnd von beiden Konfessionen genutzt, seit 1640 ist sie evangelisch.
Der Katz'sche Garten
Der einst private Garten der Familie Katz wurde 1803 von einem italienischen Gartenbauarchitekten in spätbarockem Stil angelegt. Einer Sammlerleidenschaft der Familie nachgehend, vereinte er im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Kunstdenkmälern aus der Zeit der Spätgotik bis zum Jugendstil.
Von 1996 bis 2001 in aufwändiger Arbeit als Barock- und Skulpturengarten neu angelegt, lädt er nun ein zum Entspannen und Erholen in südländischer Atmosphäre. Weitere Infos zum Katz'schen Garten gibt es unter www.katzscher-garten.de
Die Schloßstraße
Sie führt zwischen Murg und Kirchdorf zur Ebersteinbrücke. In dieser mittelalterlichen Vorstadt „Gaß“ hatten sich Handwerksbetriebe und kleine Händler niedergelassen. Für den Einzug und die Verwaltung des Weinzehnten errichtete die kirchliche Verwaltung 1556 auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Gebäudekomplexes ein Amtsgebäude mit Kellern, einer Küferei und einer angemessenen Wohnung für den Vogt. Um 1700 wurde der fränkische Fachwerkbau verändert und kam in private Hände. Nach seiner Sanierung 1990 konnte die Stadt hier einen Museumsraum einrichten, der vorwiegend für Ausstellungen zur Stadtgeschichte genutzt wird.
Am Ende der Straße nutzt die einst ebersteinische Bogen- oder Schlossmühle die Wasserkraft der Murg zur Stromerzeugung. Bereits zu Weihnachten 1896 lieferte sie den ersten elektrischen Strom für die Bewohner der Stadt.
Kurpark und Clemm´scher Garten
Einer der schönsten Parterre-Gärten, im Stil italienischer Renaissance-Gärten, im Murgtal befindet sich in Gernsbach. Dieser blumenprächtige Kleinpark mit dem davor liegenden Schwanenteich und sprudelndem Springbrunnen liegt inmitten des Kurparks, umgeben von Riegelbauhäusern und Villen aus der wohlhabenden Epoche um die vorletzte Jahrhundertwende.
Der Kurpark mit seinen exotischen, teils auch sehr alten, Bäumen, großen Rasenflächen und dem munter plätschernden Igelbach bietet auf über 5 ha Fläche Erholung und Ruhe.
In den Sommermonaten finden regelmäßige Kurkonzerte und Theatervorstellungen statt.
Infos zu Theaterveranstaltungen im Kurpark unter www.theater-im-kurpark.de
Sonnenuhren
"Mach es wie die Sonnenuhr - zähl die heitren Stunden nur" ist ein oft zitierter Spruch, der aber über das dafür notwendige Wissen und das technische Know-How wenig aussagt. Ägypter, Chinesen, Völker mit viel "Sonnenschein" erkannten früh, dass es möglich ist am Schattenwurf der Sonne den Tag einzuteilen, ja auch die unglaublich wichtigen Termine für Aussaat und Ernte, den Jahreszeiten zu bestimmen.
Gernsbach nennt sich zu Recht auch "Stadt der Sonnenuhren". Vier der Sonnenuhren sind recht alt. Zwei befinden sich an der Südseite der katholischen Liebfrauenkirche, die ältere stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die anderen beiden schmücken Gernsbachs schönstes Gebäude, das Alte Rathaus. Sie sind sehr kunstvoll gestaltet, trotzdem sind sie in einer Höhe angebracht, in der man sie von der Straße gar nicht mehr ablesen kann. Gebäudeschmuck eben.
Eine Sonnenuhr neueren Datums steht auf dem Rathausplatz und ist ein wahres Wunderwerk. Mit mehr als Grundkenntnissen ausgestattet kann der Betrachter ablesen wann es im Vergleich zu Gernsbach auf der ganzen Welt Mittag ist und auch die wahre Mittagszeit in Gernsbach, mit 12.27 Uhr (natürlich immer ohne Sommerzeit) ist angegeben.
Den ehemaligen Stadtbaumeister Gerhard Schäuble hat nach seiner Pensionierung die Faszination der Sonnenuhren ergriffen, immer wieder findet er Spender und Geldgeber um immer neue und kompliziertere Modelle von Sonnenuhren zu entwerfen und zu bauen. Jede davon funktioniert nach einem anderen System. Drei davon sind am Vorplatz des Bahnhofs Gernsbach zu bewundern, drei auf der Stadtbrücke, vier weitere sind gerade an der Rückwand des Gernsbacher Kinos (siehe Foto) eingeweiht worden. Sonnenuhren von Gerhard Schäuble stehen natürlich im Katz´schen Garten und im Rosarium. Insgesamt 12 von ihm kreierte stehen mittlerweile in Gernsbach, damit 17 öffentliche Sonnenuhren insgesamt. Die nächsten sind aber bereits fest in Planung!
Gut zu wissen
Anreise & Parken
Über Autobahn A5 Karlsruhe-Basel, Ausfahrt Rastatt-Nord. Danach die Bundesstrasse 462 in Richtung Gernsbach. Nicht in den Tunnel einfahren, sondern Richtung historische Altstadt fahren.
ÖPNV
Gernsbach hat Anschluss an das Nahverkehrsnetz des Karlsruher Verkehrsverbunds. Nutzen Sie die Stadtbahnhaltestelle Gernsbach Bahnhof oder Gernsbach Mitte mit der Stadtbahnlinie S8/S81. Um in die Altstadt zu gelangen, steigen Sie am besten Gernsbach Mitte aus. Aber Achtung! Die Eilzüge halten nicht in Gernsbach Mitte sondern nur Gernsbach Bahnhof.
Weitere Informationen sowie einen aktuellen Fahrplan erhalten Sie beim Servicetelefon des KVV unter der Telefonnummer (0721) 6107-5885 oder im Internet unter https://www.kvv.de.
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