Wie erfolgt die Anreise?
- 05:15 h
- 440 m
- 536 m
- 283 m
- 728 m
- 445 m
- 12,15 km
- Start: Haltepunkt Raumünzach
- Ziel: Bahnhof Forbach
Reich der Giganten
Forbachs Wasserreichtum
Wilde Flüsse und große Felsen
Die Forbacher Gemarkung wird von drei wasserreichen Flüssen/Bächen durchflossen, die eine hoch interessante, bisher wenig beachtete Eigenheit aufweisen. Alle drei kommen in ihrem Oberlauf relativ behäbig daher, bis sie ihre Mündung „ahnen“ und dieser mit wildbachartiger Steilheit zustreben. Die Topografie wird bestimmt vom Verlauf des Rheins, der auf Höhe des Murgtalaustrittes in die Ebene auf ca. 100 m (ü. N.N.) liegt. Dieser Höhe strebt die Murg ab Kirchbaumwasen (450mm ü. N.N.) bis ca. Weisenbach in erhöhter Steilheit zu. Ähnlich:
- die Raumünzach, ab Hundsbach-Schneidersplatz behäbig bis Wehr Erbersbronn, dann steil der Mündung bei Raumünzach zustrebend,
- der Schwarzenbach, ab Herrenwies behäbig bis zur Staumauer, dann steil und auf die letzten 0,4 km extrem steil der Mündung in die Raumünzach zustrebend.
Die drei Flüsse sind wasserreich, 50m³/sec. bei Raumünzach und Schwarzenbach, 500m³/sec. und mehr bei der Murg sind keine Seltenheit.
Und nun das Großartige:
Alle drei genannten Steilstrecken sind dicht übersät mit teilweise gigantischen, mehr oder weniger rund geschliffenen granitenen Felsen. Die Vorgänge, die dazu führten, sind nicht so ganz klar. Ein grandioses Schauspiel bieten diese Strecken bei Hochwasser.
Welche gewaltigen Vorgänge den Granit von ca. 700m ü. N.N. (Granit-Horizont) bis auf die Höhen der Murg abgetragen haben, lässt sich nur ehrfürchtig ahnen.
Die im Tourismus sehr rührige Gemeinde Baiersbronn weist solches nicht auf. Zwar sind die vom Bereich Schwarzwald-Hochstraße kommenden Bäche (Sankenbach, Buhlbach, Ellbach, Murg-Quellbäche) sehr steil, aber wegen des noch geringen Einzugsgebietes wenig wasserreich.
Im „Schwarzwald“ (Ausgabe Feb. 2010) ist übrigens eine Wanderung in einem solchen Flussbett (Murg ab Kaltenbach) beschrieben.
Die letzten, steilen 0,4 km des Schwarzenbachtals werden im Volksmund als „de Fahl“ bezeichnet. Mit Beginn der Motorisierung war der 12%ige Anstieg der Maßstab für die Motorstärke, in welchem Gang man „de Fahl nuff“ schafft. Umgekehrt landete manches Transportgefährt (Holz, Steine) „de Fahl naa“ mangels ausreichender Bremsen im Straßengraben, dann hat’s halt wieder einen „de Fahl naa durchgnumme“.
Die Felsen waren sehr hinderlich für die Flösserei. Der Schwarzenbach ließ nur ein Verflössen von Scheiterholz zu. Die Murg war erst nach umfangreichen Räum-Arbeiten flossbar. Dies wurde in einem Extrem-Hochwasser 1824 wieder zunichte gemacht.
Bei der unteren Fallbrücke habe ich übrigens eine „Kohlplatte“ entdeckt (= Kohlenmeiler-Standort) und zwar in der Nähe der Talwärts-Bushaltestelle. Solche Kohlplatten sind im Allgemeinen viel weiter oben im Wald üblich. Ist evtl. hier beim Flössen viel Trümmerholz angefallen?
Wenige Meter unterhalb der Kohlenplatte, vom Raumünzachweg aus gut sichtbar, ein Prachtexemplar von Felsen in Form einer Kugel von 4 m Durchmesser.
Gut zu wissen
Beste Jahreszeit
Wegbeschreibung
Los geht’s am Stadtbahn-Haltepunkt Raumünzach, erst mal noch der gelben Raute nach, in Richtung Hundsbach. Beim Hotel „Wasserfall“ überqueren wir die Bundesstraße 462 und folgen noch 0,3 km der Landestraße (L83) Richtung Talsperre-Hundsbach auf deren linker Seite. Unterhalb der Raumünzach-Siedlung verlassen wir den Asphalt und queren nach links über den Steg die Raumünzach. (oder nach dem „Hotel „Wasserfall“ über die Brücke und durch – wenn offen – den Steinbruch gegenüber mit seiner interessanten Ausstellung, bis zum Raumünzachsteg).
Nun sind’s noch 0,3 km bis zur Murgleiter beim Wegweiser „Kraftwerk Raumünzach“, (445m), der wir nun bis Forbach folgen; die Markierung ist hellblaue Raute mit stilisiertem „M“. Gleich erreichen wir das Kraftwerk: dieses wurde für die Stromversorgung der Schwarzenbach-Talsperrenbaustelle (1922 – 26) erbaut und es erzeugt noch heute zuverlässig Strom aus der Energie des bei Erbersbronn gefassten Wassers der Raumünzach. (Der frühere Name „Baukraftwerk“ ist gelegentlich heute noch gebräuchlich.). Das abgearbeitete Wasser fliesst beim Kraftwerk in die Raumünzachfassung und von dort über einen „Einfallschacht“ in den 20m tiefer querenden, 5,5km langen Stollen des Murg-Hochdruck-Werkes (1914 – 1918 erbaut); dieser führt das in Kirschbaumwasen gefasste Murgwasser den Turbinen im Kraftwerk Forbach zu. Wasserschloss und Druckrohrleitung des Kraftwerks Raumünzach sind vom Wanderweg aus zu sehen (Wasserschloss = Druckausgleichsbehälter am Ende der Beileitung vom Wehr).
Vom Kraftwerk geht es weiter durchs Raumünzachtal ansteigend vorbei an der grossartigen Szenerie des Schwarzenbach-Wasserfalls mit der uralten Unteren Fallbrücke (über diese führt die Landstraße L80b in Richtung Erbersbronn). Hier ist das „Reich der Giganten“, riesiger abgeschliffener Granit-Felsblöcke in den steil verlaufenden Bachbetten. Diese Stelle ist auch ein ganz besonderes Erlebnis bei Hochwasser.
Nach ca. 1 km ab Kraftwerk zweigen wir beim Wegweiser „Erbersbronn-Hugenloch“, 545m, nach rechts ab in das verschwiegene Wiesen-Seitental, und gleich beim ersten Haus wieder rechts abwärts. Nach kurzem steilem Abstieg überqueren wir die Raumünzach und sehen dann schon den Wegweiser „Erbersbronn“, 530m, Der Weg verschwindet nach einer Wiese im Wald Richtung Schwarzenbach; nach teils scharfem Ansteig bis auf 650m geht’s abwärts ins Tal des Schwarzenbaches, 540m. Die nun folgenden 0,5 km bis zur oberen Fallbrücke verlaufen anheimelnd auf der ehemaligen, um 1850 von unterer Fallbrücke bis Sand erbauten Schwarzenbach-Talstraße, hier im inzwischen überwachsenen Urzustand. Vorsicht beim Überqueren der Landstraße L83 bei der Oberen Fallbrücke, hier „heizen“ die schnellen Biker zuweilen atemberaubend.
Nun beherrscht die riesige Schwarzenbach-Sperrmauer die Szene. 1922 – 26 wurden hier 290 000 Kubikmeter Mauervolumen erstellt, bestehend aus Beton und heimischen Granitsteinen. Modernste Messeinrichtungen überwachen die Standfestigkeit des Bauwerks – sie ist noch immer ohne Einschränkungen gewährleistet.
Dabei treten kuriose Effekte auf: Vor Errichtung der Mauer wurde die Sohlefläche sorgfältig nach lockeren Gesteinsstellen untersucht und diese wurden abgetragen. Die Mauer ist also durchweg an gesunden Granit angegossen worden. Die innige Verbindung hat zur Folge, dass ein Erdbeben ab Stärke 6 – 7 auf der entgegen gesetzten Seite des Erdballs sich zweifach in der Mauerüberwachung bemerkbar macht: einmal durch die quer durch den Erdball laufende Erschütterung (Primärsignal), und kurze Zeit später durch die Erschütterung, die durch die Erdkruste um den halben Erdball herum läuft (Sekundärsignal).
Wir erreichen die Mauer an ihrer tiefsten sichtbaren Stelle beim Wegweiser „Grundablass“, 620m und steigen hinauf zur Mauerkrone.
Vom Wegweiser „Schwarzenbachmauer“ (unterhalb des Wärterhauses) auf dem Seeuferweg 0,5 km bis Wegweiser „Fürfelbach“ (fehlt noch); ab dort geradewegs den Wald hinauf bis zum höchsten Punkt „Halert“ und jenseits auf dem Schachertsweg bis zu den „Binnstegen“, einem sehr steilen Wegstück bis zur oberen Rohrbahnbrücke (im alten Forbacher Haus ist der Dachboden die „Binn“ , der oberste Spitzboden für die „ewwa Binn“ (obere Bühne). Binn und ewwa Binn erreichte man über halsbrecherisch steile Trittleitern, die Binnstegen, daher der Name für das steile Murgleiter-Wegstück. Kurz vor der Rohrbahn münden die Binnstegen in die Wulzenburgstraße (Wegweiser), diese führt uns nach wenigen Metern über die obere Rohrbahnbrücke. Von da sind’s noch ca. ½ km bis zur Kreuzung des Westweges; diesem folgt nun die Murgleiter, meist über Natur belassene Pfade, vorbei an der Marienkapelle, bis zum Bahnhof Forbach. Gesamtstrecke 11 km, 430 Höhenmeter Anstieg, teils auf guten Forstwegen, teils auf Natur belassenen Pfaden. Überaus abwechslungsreich, reizvoller Kontrast Natur – Wasserkraftanlage.
Toureigenschaften
Einkehrmöglichkeit
Kulturell interessant
Ausrüstung
Anreise & Parken
Kostenlose Parkplätze am Haltepunkt Raumünzach.
Stadtbahn Karlsruhe-Rastatt-Freudenstadt (S81 oder S8) bis Haltestelle Raumünzach, genaue Infos unter www.kvv.de
Buslinie 263
Weitere Infos / Links
Weitere Informationen erhalten Sie über die Touristinformation Forbach (Tel. 07228 390), www.forbach.de und den Zweckverband "Im Tal der Murg" (Tel. 07225 9813121), www.murgtal.org.
Autor:in
Wandervorschläge und Text: Hubert Fritz, Forbach, 2012
Organisation
Tourismus Zweckverband "Im Tal der Murg"
Tipp des Autors
Alternativ zum markierten Murgleiter-Anstieg zum nordöstlichen Mauer-Ende kann man zum südwestlichen Ende über die andere Talflanke aufsteigen, dort diverse Verpflegungsmöglichkeiten, Bootfahrgelegenheit, anschließend über die Mauer wieder zur Murgleiter.
Variante zur Murgleiter mit gelber Raute markiert: Wir verlassen die Talsperre mit einem kurzem Anstieg beim Wärterhaus zu einer ebenen Forststraße („Mittellinienweg“). Schon nach 0,3 km Möglichkeit, bei Bedarf die Tour abzukürzen, in dem man links aufwärts übers „Hailert“ dem klassischen und kürzesten Weg Schwarzenbach-Forbach folgt. Unsere Tour geht jedoch geradeaus weiter bis zum Wegweiser „Schneiderskopfsattel“, 662 m.
Zuvor passieren wir zuerst eine kleinere, dann eine wuchtige Granit-Felsenformation, den „Stürmer-Felsen“ (Namensherkunft unbekannt). Dieser wurde vor einigen Jahren von zwei Forbachern freigelegt, deren Namen getrost genannt werden können: Forst-Revierleiter Hiller und Günter Lang. Damit ist eine klassische „Wollsack-Verwitterung“ wunderschön sichtbar geworden.
Kurz danach sind wir beim Wegweiser „Schneiderskopfsattel“, 662m. Hier trafen sich 1922 – 26 ungeheure Materialströme zum Bau der Schwarzenbachmauer, einmal vom nahe gelegenen Granitsteinbruch Scheidersköpfle und zum anderen vom Bahnhof Raumünzach über einen Schrägaufzug, dessen Bergstations-Relikte beim Weiterweg Richtung Forbach passiert werden. Der Weitertransport zur Baustelle erfolgte über die „Waldbahn“, 1,5km lang, deren Anfang noch zu erkennen ist. Die Bahn hatte insgesamt 650.000 Tonnen Material zu transportieren, unter anderem Granit Schotter als Beton-Zuschlagsstoff, der ganz in der Nähe durch den Steinbrecher, ein arachaisches Monster, unter ohrenbetäubendem Lärm „hergestellt“ wurde. Das aus Beton errichtete Steinbrecher-Gestell ist immer noch eine Sehenswürdigkeit und mit kurzem Abstecher zu erreichen. Sonst erinnert nichts mehr an die damalige Geschäftigkeit, längst steht hier Wald wie überall.
Weiter geht’s der gelben Raute nach in Richtung Forbach über den „Wasserschloss“-Schleifweg, Von den ersten, eben verlaufenden 1,5 km stellenweiser Blick ins obere Murgtal mit den von beiden Seiten auf ca. 700m Meereshöhe vorspringenden Granit-Terrassen. Bevor der Weg in Richtung Forbach steiler wird, kommt mit den „Saulöchern“ eine theatralisch-romantische Szenerie: Links türmen sich hohe Felsen, rechts streicht eine schwindelerregend steile, unzugängliche Schlucht in die Tiefe.
Nun 1,5 km abwärts, vorbei an prächtigen Blockhalden mit schöner Aussicht auf Forbach, zum Wegweiser „Holdertal“, 510 m, und nach kurzem Pfad zum Wegweiser „Haulerberg“, 456m, an der Kapellenstraße. (Einkehr- und Übernachtuntsmöglichkeit im nahe gelegenen Naturfreundehaus. Öffnungszeiten unter Tel. 0160 94754859 zu erfragen). Weiter auf der Kapellenstraße mit dem sehenswerten Waldlehrpfad (auch „Naturlehrpfad“) der Naturfreunde Forbach, bald Überquerung der beeindruckenden Druckrohrleitung des Wasserkraftwerkes der EnBW (links oben der aus der Erde ragende Teil des Murg-Wasserschlosses, eines kreisrunden Schachtes von 30 m Tiefe). Dann geht’s auf der Kapellenstraße weiter, am Wegweise „ „Lindenhalde“, 404m, vorbei zur Marienkapelle, 355m. Ein Platz, so richtig zum Ausklingen-Lassen, vielleicht mit Besuch der für Wanderer geöffneten Kapelle. Ab hier bis zum Bahnhof Forbach, über die Alte Holzbrücke, sind’s noch 1,1 km.
Sicherheitshinweise
Karte